Zur aktuellen Situation von Kitas im Land Brandenburg

Ein Meinungsbeitrag von Lisa Lorenz, Abteilungsleiterin Kitas der Hoffbauer gGmbH

Während in der Öffentlichkeit laut über Wirtschaft, Migration oder Sicherheitspolitik diskutiert wird, geschieht leise, aber mit großer Tragweite, etwas Tiefgreifendes: Die Grundlagen der frühkindlichen Bildung geraten ins Wanken. Ganz besonders herausfordernd ist dies für Erzieherinnen und Erzieher sowie pädagogischen Fachkräfte – Menschen, die tagtäglich mit großem Engagement dafür sorgen, dass Kinder sicher, geborgen und neugierig die Welt entdecken können. 

Nicht, weil ihre Arbeit an Bedeutung verloren hätte – im Gegenteil. Jedoch werden die Rahmenbedingungen zunehmend herausfordernder. Besonders im Land Brandenburg. 

Zwei Säulen, die ins Wanken geraten
Stellen Sie sich zwei tragende Säulen vor: die eine steht für die kommunale Unterstützung, die andere für stabile Kinderzahlen. Beide beginnen zu bröckeln – und das bringt das ganze „System Kita“ ins Wanken.

Die Kommunen sparen – auch bei Kitas
Der aktuelle Personalschlüssel in Kitas in Brandenburg ist schon sehr knapp bemessen und berücksichtigt weder Krankheitsausfälle noch Urlaubszeiten oder Fortbildungen. Viele Kommunen müssen aktuell zusätzlich sogenannte „freiwillige Leistungen“ kürzen. Was nüchtern klingt, bedeutet in der Praxis z.B. weniger Zeit für die Begleitung von Auszubildenden, keine Verbesserung des Betreuungsschlüssels – obwohl längst versprochen – und Einsparungen bei längeren Betreuungszeiten der Kinder. Pädagogische Fachkräfte stemmen diese Lücken zusätzlich und unbezahlt – und das mit einem unerschütterlichen Verantwortungsbewusstsein. Die Folgen sind spürbar, denn es gibt weniger Zeit für Kinder, weniger Raum für Gespräche mit Eltern, weniger Gelegenheiten für Weiterbildung und Reflexion. Stattdessen steigen die Belastungen stetig. Eine Pädagogik auf Augenhöhe, die jedem Kind individuell gerecht wird, wird immer schwieriger umzusetzen. 

Sinkende Kinderzahlen – und doch keine Entlastung
Weniger Kinder bedeuten keine Entlastung für Kitas. Sie bedeuten Druck, denn jede Einrichtung ist auf bestimmte Kinderzahlen für die Finanzierung angewiesen. Sinkende Kinderzahlen bedeuten Kürzungen, Zusammenlegungen oder Stellenstreichungen, manchmal sogar die Schließung der Einrichtung. Die Fachkräfte müssen flexibel an verschiedenen Standorten arbeiten – und das in einem Feld, in dem Bindung die Basis und der Fachkräftemangel ohnehin Realität ist.

Ein Appell an die Landesregierung
Eine solide finanzielle Ausstattung von Kitas ist kein Luxus, sondern dringend nötig, um die anspruchsvolle Arbeit, die in Kitas geleistet wird, weiterhin zu gewährleisten.

Erzieherinnen und Erzieher „betreuen“ Kinder nicht nur: Sie begleiten sie in der Entwicklung, geben Impulse, hören ihnen zu, trösten sie und sind Vorbilder. Mit Empathie, Wissen und Haltung prägen sie die vielleicht wichtigsten Jahre eines Menschenlebens. Umso wichtiger ist es, dass diese Arbeit Anerkennung und Respekt durch stabile Rahmenbedingungen erfährt.

Andere Länder zeigen, wie es geht: In Skandinavien stehen die Kinder im Mittelpunkt. Ein guter Betreuungsschlüssel, akademisch ausgebildetes Personal, viel Natur, Spiel und Teilhabe schaffen Qualität – und das zu fairen Bedingungen für Familien. Der Fokus liegt dort nicht auf frühem Leistungsdruck, sondern auf Selbstständigkeit, sozialer Entwicklung und Gemeinschaft. Genau das sollten wir uns auch in Deutschland und in Brandenburg zum Vorbild nehmen. Denn für starke Kinder brauchen wir starke Fachkräfte. Und für starke Fachkräfte brauchen wir eine stabile Finanzierung.

Wir fordern im Namen von Hoffbauer mehr Sichtbarkeit und gesellschaftliche Anerkennung für den Beruf Erzieher/Erzieherin, verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen und eine klare politische Haltung für Kinder und frühkindliche Bildung. Bildung ist unser wichtigster Rohstoff in Deutschland. Unsere Kinder sind die Zukunft – und diejenigen, die sie begleiten, verdienen weit mehr als Applaus.

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