Klassenfoto im Oberlyzeum

Geschichte

Verantwortung für die Bildung künftiger Generationen – unser Stifterauftrag seit 120 Jahren

»Vermögen als Verpflichtung« – diese Überzeugung veranlasste das Ehepaar Clara und Hermann Hoffbauer, sich für seine Mitmenschen zu engagieren.

Hoffbauer Chronik: Buch und Filme

Hermann Hoffbauer (1819 – 1884) stammte aus Halberstadt, trat beruflich in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Kaufmann. Um 1840 kam er nach Berlin, lernte hier Clara Ottilie Alexandrine Emilie Becker (1830 – 1909), Tochter des wohlhabenden Kommerzienrates Ludwig Becker kennen, die er 1850 heiratete. Zusammen mit seinem Schwager Emil Becker gründete er 1856 eine Teppichfabrik, die er zum Erfolg führte. 1870 zog das Ehepaar in das »Havelhaus« nach Potsdam.

Clara Hoffbauer hatte ein gutes Gespür für die sozialen Nöte in der Zeit während der Industrialisierung. Sie war eine selbstbewusste, welterfahrene und unabhängige Frau. Ihr christlicher Glaube und ihre soziale Verantwortung veranlasste sie, sich tatkräftig für ihre Mitmenschen einzusetzen. Als Ausdruck dessen stellte sich Clara Hoffbauer während der Einigungskriege zwischen 1866 und 1871 mehrfach in den ›vaterländischen Dienst‹ zur Pflege kriegsversehrter Soldaten. Der berufliche Erfolg und ihr Wunsch, anderen Menschen zu helfen bewirkten, dass Hermann Hoffbauer im Jahr 1873 eine Kranken- und Unterstützungskasse für seine Angestellten gründete. Auch plante das kinderlos gebliebene Ehepaar eine Stiftung zu gründen, um auf die sozialen Herausforderungen der Industrialisierung zu reagieren.

Die Gründung der Stiftung war ursprünglich erst nach dem Ableben des Ehepaares angedacht. Doch nach dem frühen Tod ihres Mannes 1884 erwarb Clara Hoffbauer bald ein ca. 40 Hektar großes Gebiet auf dem Tornow, einer Halbinsel in Potsdam, um hier ihre Stiftung zu errichten. Der erste Spatenstich erfolgte am 10. Juni 1891 und am 29. Juni 1891 wurde der Grundstein des ersten Hauses der Stiftung, des Waisenhauses »Esche«, gelegt.

Insgesamt entstanden in den nächsten Jahren rund 20 Gebäude, zu denen ein Krankenhaus, mehrere Waisenhäuser, eine Kapelle, ein Schulgebäude, ein Diakonissen-Mutterhaus sowie ein Gutshof und Versorgungseinrichtungen gehörten. Am 30. Juni 1901 wurde die Hoffbauer-Stiftung offiziell eröffnet. Aus diesem Anlass übergab Clara Hoffbauer das Gut Hermannswerder samt ihrem Teilvermögen an das Kuratorium der Stiftung, die nun mit 6 Millionen Mark und einer Vielzahl an Gebäuden ausgestattet war. Im Gedenken an ihren Ehemann ließ sie die Halbinsel in Hermannswerder umbenennen.
Clara Hoffbauer verantwortete zu ihrer Zeit die gesamte Entwicklung der Stiftung mit den unterschiedlichen Arbeitsbereichen bis zu ihrem Tod im Jahre 1909. Sie war eine starke Persönlichkeit, die fest im christlichen Glauben wurzelte und gegen äußere Widerstände ihre Stiftungsideen umsetzte.
Bereits das erste Stiftungsstatut gibt Einblick in das zukünftige Wirken und die Ziele der »Hoffbauerschen Stiftungen«. Die Errichtung einer »Höheren Mädchenschule« im Jahre 1901 verdeutlicht ihre Motivation, Verantwortung für Bildung zu übernehmen und elternlose Mädchen und junge Frauen im evangelischen Sinne zu fördern. Die christlich geprägte Gründungsmotivation der Stiftung erlebt bis heute ihre Fortsetzung. Dass dies keineswegs immer so war, zeigt die weitere Geschichte der Hoffbauer-Stiftung.

1938 vollzog sich nach vergeblichem Widerstand gegen die Säkularisierung die Umwandlung der christlichen Hoffbauer-Stiftung in ein Instrument der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Ihren früheren evangelisch-kirchlichen Charakter erhielt die Stiftung durch Satzungsneufassung vom 23. Januar 1946, von der Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg am 29. Dezember 1945 genehmigt, zurück.
Dennoch nahm die damalige Sowjetarmee ab 1945 einen Großteil der Insel Hermannswerder für sich in Anspruch und der südliche Inselbereich wurde zum militärischen Sperrgebiet. Dort richtete das Sowjetische Oberkommando in mehreren Gebäuden ein Lazarett ein. Erst nach Ende des Kalten Krieges wurde das Lazarett aufgegeben und die russischen Truppen zogen 1991 ab.

Unter der Ägide kirchlicher Institutionen schaffte es die Stiftung, einen Sonderweg im staatlich kontrollierten Bildungswesen der DDR einzuschlagen. Im Rahmen der evangelischen Kirche öffnete 1950 das Kirchliche Seminar auf Hermannswerder seine Pforten, später in Kirchliches Oberseminar (KOS) umbenannt. Hier hatten in der ehemaligen DDR bildungspolitisch benachteiligte Jugendliche die Möglichkeit, ein innerkirchliches Abitur abzulegen. Das Seminar diente zur Vorbereitung auf den kirchlichen Dienst, insbesondere das Theologiestudium. In dem 1978 eingerichteten »Seminar für Geriatrie-Diakonie« wurde der Grundstein für die heutige Altenpflegeschule gelegt, damals die erste Lehrstätte solcher Art in der ehemaligen DDR. Hier konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus kirchlichen Altenpflegeheimen eine qualifizierte Berufsausbildung absolvieren. Nach der politischen Wende in der DDR wurde das Kirchliche Oberseminar 1990 staatlich anerkannt und zum Evangelischen Gymnasium Hermannswerder, dem ersten konfessionellen Gymnasium in Brandenburg. Aus dem Geriatrieseminar entstanden die Fachschule und die Berufsfachschule für soziale Berufe. Im Jahr 2000 übernahm die Hoffbauer-Stiftung die Trägerschaft für die Evangelische Grundschule Potsdam, der ersten evangelischen Grundschule in den neuen Bundesländern. Auch die pädagogische Arbeit mit jugendlichen Schulverweigerern gehört seit diesem Zeitpunkt in den Verantwortungsbereich der Stiftung.

Durch die Erweiterung der Bildungsangebote und die Gründung neuer evangelischer Schulen führte die Stiftung bewusst den in ihrer Satzung festgelegten Bildungsauftrag fort. Zu dem breiten Bildungsspektrum in der Hoffbauer Familie zählen heute

  • Evangelische Kindertagesstätten
  • Evangelische Grundschulen
  • Evangelische Gymnasien und Gesamtschule
  • Berufsbildende Schulen im sozialen Bereich
  • Fachhochschule
  • Institut für Bildung und Entwicklung
  • Arbeit mit schulverweigernden Jugendlichen

Clara Hoffbauer schuf mit der Gründung der ersten höheren Mädchenschule auf Hermannswerder den Grundstein für vielfältige evangelische Bildungseinrichtungen in Brandenburg und Berlin. Hoffbauer Schulen und Kindergärten sind heute anerkannte evangelische Lern- und Lebensorte für 5000 engagierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Chronik und Ausstellung

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